9. Zeilinger-, Diwald-, Sutter-, Hubertuskapelle
Die Flurdenkmäler der Gemeinde Hohenwarth-Mühlbach Hohenwarth
Zur Geschichte der Kapelle
Standort: an der L43, gegenüber der Auffahrt zur Kirche 48°30,52'nördl.Br. 15°49,78' östl.L. Beschreibung: Giebelbau; Spitzbogenöffnung mit Eisengitter, beidseitig je ein Pilaster; im Giebel eine Nische mit einer Marienstatue Maße: 3,20m x 2,80m, Höhe: 3,40m Entstehungszeit: 1882
Inschrift an der Spitze des Eisengitters: JZ 1882
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts befand sich der Kapelleninnenraum in trostlosem Zustand: Neben verschiedenen Devotionalien hingen zwei desolate ex Voto-Bilder an der Wand. Auf dem einem zeigten die Reste der Malerei einen einspännigen Pferdewagen, der mit etwa ein Meter langem Brennholz beladen war. Darunter waren noch lesbare Teile der Legende: Mathias Zeilinger ... 185 ... In der Hohenwarther Sterbe-Matrik ist für den 8.7.1859 der Tod des Ausnehmers Mathias Zeilinger, der laut gerichtlichen Beschauzettel durch seinen eigenen Wagen überfahren worden war, verzeichnet. Mathias Zeilinger war am 18.1.1796 zur Welt gekommen – wohl als erstgeborener Sohn des Bäckermeisters Mathias Zeilinger auf der Nr.73 - doch er übernimmt das väterliche Gewerbe nicht, sondern wird Hauer auf der Nr.39. Seine erste Frau, Juliana geb. Rauscher, war am 26.6.1822 im 60. Lebensjahr jählings in Felde verstorben und hat nicht mehr versehen werden können. Der zweiten Ehe des Witwers – mit Magdalena geb. Mayer von Hohenwarth Nr.91 – entsprießen 7 Kinder, von denen wir Georg (*3.4.1824), Barbara (*30.11.1825) und Anna (*17.7.1831) gleich wieder erwähnen werden. Auf dem zweiten Bild in der Kapelle – einem Marienbild – war nämlich ganz gut zu lesen: ... gewidmet v. seinen Kindern Georg, Barbara u. Anna 1882. Die Jahreszahl 1882 am äußeren Eisengitter der Kapelle korrespondiert nun mit der Legende des zweiten Bildes, und ein Brief des f.e. Ordinariates an den Hohenwarther Pfarrer Josef Friedreich macht den Zusammenhang klar: Da nach Inhalt des Berichtes vom 4. April 1882 Georg Zeilinger eine Feldkapelle an der Stelle, wo sein Vater verunglückt ist, in anständiger Weise erbauen und den kirchlichen Anforderungen gemäß ausstatten, ingleichen auch für die immerwährende gute Instandhaltung derselben Vorsorge treffen will, so ertheilt das f.e. Ordinariat hiermit die kirchenbehördliche Bewilligung mit dem Beifügen, daß auch die Bewilligung der weltlichen Behörde eingeholt werden muß ... Im Memorabilienbuch für mich (S. 163 ad 1882) berichtet Dechant Klippl: Am 3. August habe ich in Fels ein neues Friedhofskreuz, am 5. in Gösing eine Fahne benedicirt und am 1.Okt.in Hohenwarth eine neugebaute Kapelle mit 3 Bildern feierlich eingeweiht, wobei sehr viele Menschen der Predigt beiwohnten. Denn es war nach oftmaligen Regenwetter wieder einmal sehr schön und warm. In einem Inventar zur Pfarrkirche Hohenwarth aus dem Jahr 1904 ist unter den im damaligen Archiv aufbewahrten Urkunden auch ein Revers angeführt, mit dem sich die Gemeinde Hohenwarth zur Erhaltung der Zeilinger-Kapelle verpflichtet hatte; dieser Revers war bei der Ordnung des Pfarrarchives nicht mehr auffindbar – er wird wohl den Weg allen Irdischen genommen haben. Maria Zeilinger (*1860 Tochter des Georg Zeilinger) heiratete 1885 den Hohenwarther Gastwirtssohn Leopold Diwald und diese Familie übernahm die Erhaltung und Pflege der ‚1882er‘ Kapelle, deren Betreuung danach die Gastwirtsfamilie Familie Sutter in Hohenwarth weiterführte. Nach einer Renovierung etwa 1990 dient dieser kleine Bau den Jägern als Hubertuskapelle. Im 21. Jahrhundert übernahm Manuela Kittinger die Sorge für die Jagerkapelle.