13. Bäckerkreuz/Westermayr-Bildstock
Zur Geschichte des Bildstockes und zur Person des Lukas Westermayr
Das unter dem Namen des Lucas Westermaur (-mayer/-mayr) am Bildstock angebrachte steinerne Brezel scheint auf den Beruf des
Lucas W. hinzuweisen. Die Hohenwarther Kirchenrechnungen zeigen allerdings, daß Lukas W. sicher schon einige Jahre vor 1645
mit einer großen Bauernwirtschaft in Hohenwarth ansässig ist. Es sind immer wieder Knechte u.a. für Arbeit im Weingarten und
Fuhrdienste (Maische) für den Ortspfarrer verzeichnet. Einige Jahre ist er Gerichtsgeschworener und auch Ortsrichter. Daß er
Bäcker gewesen wäre, wird nie erwähnt. 1652 war Susanna, seine erste Ehefrau im Alter bey 34 Jahren gestorben. Die zweite
Ehefrau, eine Ursula, schenkt ihm drei Töchtera, sodaß nun mit der Tochter aus der ersten Ehe 5 weibliche Wesen das Haus
bewohnen. Am 2.6.1661 wird Johannes, Sohn des Lukas Westermayer, in Hohenwarth getauft. Mit diesem Datum könnte die
Jahreszahl am Bildstock in Zusammenhang stehen! Daß ein erster männlicher Nachfolger für den Betrieb herbeigesehnt wird, ist
durchaus verständlich, waren doch die Eltern von einer großen Sorge um die Zukunft befreit. Es ist also möglich, daß die Eltern aus
diesem Grund das Flurdenkmal errichten ließen, das damals allerdings im Ried Kramelberg am Weg nach Großriedenthal stand, wo
die Josephinische Landesaufnahme (1773-1781) und auch jüngere Karten einen Bildstock zeigen (etwa 48°50,9‘, 15°50,09‘).
Für dasselbe Jahr 1661 berichtet uns die Hohenwarther Kirchenrechnung, daß nach der umfassenden Pfarrkirchen-Renovierung, die
nach der Brandkatastrophe 1646 beim Abzug der Schweden notwendig gewesen war, endlich neue Kirchensitze für je 15 Floren
vergeben werden können: Aus der Familie Westermayer erwirbt u.a. Lucas Westermayer für sich, Ehefrau Ursula und Tochter
Sabina und auch ein Mathias Westermayer für sich, wahrscheinlich auch für seine Frau einen Kirchensitz. In der Hohenwarther
Sterbematrik ist dessen Tod am 21.1.1721 mit dem Zusatz: 86jährig vermerkt. Mathias W. war demnach 1635 geboren worden und
höchstwahrscheinlich ein Bruder des Lucas Westermaur. Mathias ist von 1668 bis 1711 als Bäcker - pistor loci huius - von
Hohenwarth nachzuweisen. Er ist mit seiner Tätigkeit sehr wichtig für die Dorfgemeinschaft und sein Leben verläuft in geregelten
Bahnen. Er steigt einmal vom Unter- zum Oberkirchenvater auf, aber seine Funktion als Taufpate bzw. Trauzeuge hält sich im
üblichen familiären Umfeld. Seine Westermayr’ische Herkunft, seine 43 Jahre lange Tätigkeit als Bäcker von Hohenwarth – ohne
familiären Nachfolger in diesem Gewerbe – müssen, wie auch immer, mit dem Brezel am Bäckerkreuz zusammenhängen.
Vermutlich 1780 ließ die Familie Altermann – der Name ist ja zweimal auf dem Bildstock verzeichnet, den Bildstock ins Dorf herein
versetzen. Doch darüber später beim Bericht über den Lebensweg des Mathias Altermann (s.u. Nr.18).
Der Lebensweg des Lukas Westermayer ist nun nicht mehr genauer zu verfolgen: 1677 ist er im Hohenwarther Grundbuch als
Besitzer eines Ackers verzeichnet, 1679 wird er bei der Hochzeit seiner Tochter Elisabeth mit Johannes Hueber mit als defunctus,
also gestorben, angeführt. Das Todesdatum des Lukas/Lucas W. ist in den Hohenwarther- und Mühlbacher Matriken nicht zu
finden.
Die unterste Inschrift – WALTNER 1946 – stammt vielleicht von einer Renovierung.
Standort:
beim Haus Hauptstrasse Nr. 47
48°30,35' nördl.Br.
15°49,85' östl.L.
Beschreibung:
Vollblockpfeiler, oben Steinpyramide mit Steinkreuz
Maße:
Maße: 30cm x 30cm, Höhe: 3,50m
Entstehungszeit:
1661
Inschrift am Aufsatz in flacher Rundbogennische gegen Westen:
LVCAS
WEST
ERMA
VR
am obersten Teil des Schaftes darunter:
1661
GA
(Das G ist nicht genau zu erkennen)
am Aufsatz in flacher Rundbogennische gegen Osten:
ALTERMANN
1780 - 1972
WALTNER
1946
Zur Jahreszahl 1661 am Bäckerkreuz und anderen Bildstöcken
Der Jahreszahl 1661 am Bäckerkreuz müssen wir uns doch widmen: Die Tatsache, daß sich der Schriftzug
dieser Jahreszahl exakt in der gleichen Art noch auf drei anderen Bildstöcken findet, die heute in der
östlichen Umgebung von Hohenwarth stehen, ist durchaus erwähnenswert. Man muß annehmen, daß,
wenn nicht derselbe Steinmetz, so doch die gleiche Werkstatt tätig war.
Laystoter-Bildstock
an der Straße von Hohenwarth nach Großriedenthal
48°29,55' nördl.Br.
15°51,38' östl.L.
Hans Laystoter scheint in den Hohenwarther und
Mühlbacher Matriken nicht auf.
Barteiser-Bildstock
westlich des Spielbergs in Großriedenthal
48°29,43' nördl.Br.
15°51,80' östl.L.
Die Familie Paradeiser ist weitverzweigt und auch in Hohenwarth
beheimatet. Thomas Paradeiser – der Tama Barteiser unseres
Bildstockes – aus Gr.Riedenthal kauft 1668 bei einer
Versteigerung Holz vom Hohenwarther Pfarrer.
Planauer-Bildstock
an der Straße von Ebersbrunn nach Radlbrun
48°30,45' nördl.Br.
15°52,28' östl.L.
Der Bildstock des Christoph Planauer ist zwar mit 1665 bezeichnet, doch auch hier ist Ähnlichkeit des
Schriftbildes mehr als auffallend.
Die Kirchen-Rechnungen 1677 und 1678 berichten uns von einem Christoph Planauer aus Ebersbrunn,
der zur Beleuchtung des Marienaltares in der Pfarrkirche jeweils 1 Gulden spendet. Er hat 1665 diesen
Bildstock an der Straße von Hohenwarth nach Radlbrunn errichtet.
Welches Band die vier Personen (Lukas Westermayr, Hans Laystoter, Tama Barteiser, Christoph Planauer) verbindet, etwa die
nachweislich intensivierte Prozessions-Tätigkeit zwischen Hohenwarth und Grossriedenthal nach Ende des großen Krieges oder ein
gemeinsames Gelübde zur Abwendung der allseits grassierenden Pest, kann man natürlich vermuten, doch nach solanger Zeit gerät
man schnell auf Irrwege!