15. Schmidtenkreuz/Maul- Bildstock
Die Flurdenkmäler der Gemeinde Hohenwarth-Mühlbach Hohenwarth
Zur Geschichte des Bildstockes
Standort: an der L43, am südwestlichen Ortsende von Hohenwarth 48°30,20' nördl.Br. 5°49,31' östl.L. Beschreibung: Vollblockpfeiler Maße: Sockel: 1m x 1m, Höhe: 30cm Schaft: 35cm x 35cm; Gesamthöhe: 3,40m Entstehungszeit: 1618
Inschrift:
Südosten ZUEHRN UND GE DECHT NUSDEM LEIDEN UND STE RBEN IE SU CRIST   Nordosten HAT DIESC REITZ  MACHENL ASENDE REHRW UNDGEI STLICHE HERIOA NMAUL  Nordwesten PFARHER ALLHIERG EBIRTIG IMLAND FRANCHEN 1618 Am obersten Teil des Schaftes gegen Nordwesten: 	 1.6.1.0. I M P Z H
Dieser Bildstock wurde etwa um die Jahrtausendwende renoviert. Leider wurden die Buchstaben am Schaft – aufzulösen mit J(ohann) M(aul) P(farrer) Z(u) H(ohenwarth) – recht undeutlich wiederhergestellt, obwohl sie davor ohne Zweifel zu lesen waren. Johann Maul(l) war von 1617 bis 1626 Pfarrer in Mühlbach und davor laut Inschrift Pfarrer in Hohenwarth. Im Ingedenkbuch 1844- 1952 (= Pfarrchronik I von Hohenwarth) befindet sich ein von Josef Wally (Pfarrer in Hohenwarth 1931-1969) geschriebenes Blatt, demzufolge bereits 1607 in den Kirchenrechnungen Johannes Maul als Pfarrer von hier (= Hohenwarth) gefertigt ist. Demnach lagen Pfarrer Wally noch ältere Schriftstücke als die mir bekannten Kirchenrechnungen vom Jahr 1629 vor. Johannes Maul war also wahrscheinlich von 1607 bis 1617 Pfarrer in Hohenwarth. In den Orginal-Quellen wird der Maul-Bildstock zum erstenmal 1692 erwähnt. In der Nacht zum 17.Februar 1692 erfriert beim Kraitz bay der Landtstraßßen Franz Liebl, ein Arzt aus Haindorf. Die Eintragung im Matrikenbuch beleuchtet dieses Geschehniss ganz außergewöhnlich und sei deshalb hier wiedergegeben: 19 [Februarius parochus] sepeliuit Franciscum Liebl Wundt.Arzten von Haindorff negst langenlois. Diser ist den den (sic!) 16 dit. sambt sainem Weib Anna Catharina und noch ein baar iunger Ehelait mit einem Wagen mit 2 Rossen umb 2 Uhr nachmittag bay einem sehr wilden, ungestimen windigen Schneeweter alhero khomen der gefohr ung[n]aht hat man ihn nicht in Dorff erhalten khinen ist umb 3 nachmitags allein nach Hauß gefahren saine geferten aber saindt dahir geblieben, er ist einen zimblichen Weg gegen Strass gefahren,widerumb zurukh gekhert unwaith deß Kraitz bay der Landtstraßßen sich gegen den Satzgraben geirt in einen tieffen graben khomen und weilen er nicht hat khinnen herauß khumen hat er die Ross ausgespandt weliche den 17. durch Hansen Humel von sainem Hauß ersehen und abgeholt worden ih[nn] aber hat man auf die 10 Schrit von dem Creitz gefunden. Hat sich dort bemiet durch den sehr dihfen Schnee biß er auß der tieffen herauß khuennen. Endtlich ißt er auf dem rukhen ligendt tot vor Forst (sic!) gefunden worden nach 2 Tag undt Nacht [verwest] undt den 18[.] durch den Herrn Verwalter von TirnPach und den Pader von Milbach besichtigt und umb 2 nachmitag in daß Haus deß Gregor Taglieber gebracht. Undt mit Vorwissen deß Herrn Thoma Ertl vicary von [G]obenspurg und erhaltner schriftlichen Attestation [seines] Wandels halber alhier auf dem Freidthoff begraben worden. Bei der nächsten Erwähnung des Kreuzes – in der sg. Josephinischen Fassion des Jahres 1787 – wird das Schmid Kreutz, auch Schmidten Kreutz oder Schmiten Kreüz öfters bei der Grenzbeschreibung der einzelnen Rieden herangezogen. Es hat also bereits den noch heute gebräuchlichen Namen. Woher allerdings der Name kommt, kann man nur vermuten: Da eine Familie Schmidt/Schmidl erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts von U.Dürnbach kommend in Hohenwarth ansässig wird, hat wohl ein Huf- oder Eisenschmied das Kreuz in seine Obhut genommen, vielleicht kam die Bezeichnung Schmidten-Kreuz auch nur durch die räumliche Nähe der Werkstatt oder des Wohnhauses in Gebrauch. In den Hohenwarther Urkunden findet sich nun der Name ab dem Jahr 1823 immer wieder. Auf einer Karte (Rieth Satzgraben, i.e. Beschreibung der Gränzen dieser Ried) ist das Schmidten-Kreuz, wenn auch schematisch, eingezeichnet! Als Pfarrer Johann Nepomuk Iwantschitz 1844 die Pfarre Hohenwarth übernimmt, befaßt er sich in der neu angelegten Pfarrchronik (Ingedenkbuch) mit der Reihenfolge der Herren Pfarrer auf der l.f. Pfarre Hohenwarth und behandelt sofort den Pfarrer Johann Maul: Laut Aufschrift auf dem steinernen sogenannten Schmiedtkreuze an der Kremser Straße gegen Krems: Zu Ehrn und Gedächtnuß dem Leiden und Sterben Jesu Christihat dies Kreitz machen laßen d(er) ehrwürdige und geistliche Herrn Joan MaulPfarrherr allhier gebiertig im Land Francken. 1618. Des Herrn Pfarrers Bemerkung: Nach vieler Mühe war ich der Erste im Stande, diese alte und schwer leserliche Inschrift aufzulösen ... zeigt, daß das Schmidten-Kreuz 1844 in schlechtem Zustand war. Weiter schreibt Herr Pfarrer Iwantschitz: Obige Inschrift steht am Kapital der Säule. Auf dem Stamm derselben ist die Jahrzahl: 1610. deutlich auszunehmen. Ein Beweis, daß H.Pfarrer Maul nur das herabgeworfene Kapital neu verfertigen u. obige Inschrift darauf [setzen] ließ. - Soll man sich dieser Beweisführung anschliessen? Im Ingedenkbuch beschreibt Pfarrer Iwantschitz an einer anderen Stelle die Russen- bzw. Franzosen-Invasion des Jahres 1805 u.a.: Schon von der Kirche und der dortigen Anhöhe kann mit Kanonenkugeln und Kartätschen ferner die ... Kremserstraße bey und hinter dem Schmidt=Kreuze ... bestrichen werden … Die Russen besetzten die Anhöhe bey Hohenwarth den 13.Nov. 1805 gleich nach der Schlacht bey Dürnstein. Schon 8.Tage vorher war hier der Sammelplatz von sehr vielen Kriegsvoräthen, Monitions= und Vorspanswägen und russischen Truppen. Hier war der Ablösungsplatz beym Schmidt=Kreuze. Der Name bleibt allgemein in Gebrauch, sodaß auch auch auf der Administrativ-Karte von NÖ; hrg. vom Verein für Landeskunde von Nieder-Österreich (Wien 1873) das Schmidtenkreutz als Flurbezeichnung verwendet wird. Auch nach dem zweiten Weltkrieg ist das Flurdenkmal eine allgemein verstandene Ortsbezeichnung: z.B. findet am 29.5.1946 in der Bittwoche in der Früh eine Segen- Messe statt und hernach Bittgang gegen Mauth und zum Schmidtenkreuz.